archivierte Ausgabe 2/2010 |
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Herausgeber und Redaktion |
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JOACHIM HAKE Direktor der Katholische Akademie in Berlin e.V. |
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URSULA SCHUMACHER
Professorin für Dogmatik an der Universität Luzern |
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JAN-HEINER TÜCK Professor für dog-
matische Theologie, Universität Wien |
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Herausgeber und Redaktionsbeirat stellen sich vor. |
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Lesermeinung von |
Anton Svoboda,
Dipl.-Theologe, Musiker
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Katrin Mey |
Europäischer Kulturrelativismus und amerikanisches Naturrechtsvertrauen |
Zur Kontroverse zwischen Hans Kelsen und Leo Strauss |
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Im Jahr 1973 starben zwei jüdische Gelehrte in den USA – Leo Strauss am 18. Oktober in Annapolis, Maryland, Hans Kelsen am 19. April in Orinda bei Berkeley, Kalifornien. Sie waren beide aus dem nationalsozialistischen Deutschland emigriert, in dem sie zuvor rege am akademisch-intellektuellen Leben teilgenommen hatten: Leo Strauss als politischer Philosoph und Hans Kelsen als Jurist und Staatsrechtsdenker. Beide fanden in den USA nolens volens eine neue intellektuelle Heimat. Während Kelsen dort große Sympathien für den amerikanischen Liberalismus hegte, fühlte sich Strauss dem dortigen Naturrechtsdenken verbunden. Und während sie sich beide in ihrem Denken über eine politische, rechtliche und staatliche Ordnung an dem mitgebrachten Erbe aus Europa und an dem neuen geistigen Tableau in Amerika abarbeiteten, kam es zwischen ihnen zu einer Auseinandersetzung über das Naturrecht und seine Bedeutung für eine solche Ordnung – eine Auseinandersetzung, die besonders scharf en passant in Fußnoten und Briefen geführt wurde.
Zunächst sollen die beiden Denker in ihrem europäischen Kontext dargestellt werden, damit im Anschluss daran ihre jeweilige Haltung zum amerikanischen Naturrechtsvertrauen verständlich wird.
1. Aufbruch aus Europa : Zum zeitgeschichtlichen Hintergrund
Beide wurden in das Europa des ausgehenden 19. Jahrhunderts hineingeboren, Leo Strauss als Sohn eines jüdischen Kaufmanns 1899 in Kirchhain in Hessen, Hans Kelsen als Sohn jüdischer k.u.k. Bürger 1881 in Prag. Sowohl das Deutsche Reich als auch das Habsburger Reich steuerten im Fin de Siècle ihrer Dämmerung entgegen – abgesehen von einem pessimistischen, die Ordnung der Dinge in Frage stellenden Lebensgefühl gab es aber noch keine sichere Prognose über den Zusammenbruch der politischen Ordnung. Dieses jedwede Metaphysik verneinende Lebensgefühl fand im deutschsprachigen Raum seinen prominenten philosophischen Ausdruck in den Gedanken Schopenhauers und Nietzsches. Die Naturwissenschaften als streng empirische Wissenschaften erlebten im 19. Jahrhundert ihren selbstbewussten und optimistischen Aufschwung – zu zählen, zu beobachten, zu ordnen und zu kategorisieren, damit zwang man die Welt, wie sie entgegentrat, in eine gedankliche Ordnung. Ob sie einem über ihre Erscheinungen hinaus etwas mitzuteilen hatte, diese Frage blendeten die Positivisten aus. Als Kelsen und Strauss am Anfang des 20. Jahrhunderts rege am geistigen Leben in Deutschland teilnahmen, war das Zerbrechen der Ordnung nicht mehr nur ein philosophisches Gedankenspiel, sondern manifestierte sich schon im Zerbrechen der politischen Ordnung. Der Erste Weltkrieg hatte den Untergang des k.u.k. Reiches besiegelt, das Deutsche Reich hatte seine Quittung im Diktatfrieden von Versailles erhalten – die Menschen in beiden Staaten befanden sich in den 20iger Jahren auf der Suche nach einer neuen politischen Ordnung. Das geistige Rüstzeug wurde aus dem 19. Jahrhundert importiert. Die «natürliche, von allen vorgefühlte Philosophie der Zeit» wurde von Oswald Spengler in seinem «Untergang des Abendlandes» 1917 formuliert. [...]
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